Feuerökologie in der Drover Heide
Seit Jahrhunderten stellt oder besser stellte auch der Einsatz von Feuer ein geeignetes Mittel zur Pflege von Heidebeständen dar. Zusätzlich nutzte man den gezielten Einsatz des Feuers, um die Heide wieder zu verjüngen. Alte Heide mitsamt den aufkommenden Gehölzen brennt ab und es entsteht ein Gelände mit hoher struktureller Vielfalt. Zum Teil brennen Teilflächen bis auf den Rohboden ab, hier keimen in der nächsten Vegetationsperiode nicht nur hunderte junge Heidepflanzen, sondern auch viele Gräser und Kräuter. Die abgebrannten Flächen werden artenreicher und sind nun für die Beweidung sehr viel besser geeignet als die monotonen Einartbestände mit Besenheide. Seit 2007 ist das kontrollierte Brennen auf ca. 10-15ha ein wichtiger Pflegefaktor in jedem Winterhalbjahr. Zwischen dem 15.02. und 15.03. finden sich in der Regel ein paar Tage, wo das Wetter stimmt, um einen Einsatz durchzuführen.
Tod in den Flammen?
Aus Sicht des Naturschutzes war der Einsatz des Feuers lange Zeit umstritten und auch heute muss das eine oder andere Vorurteil noch entkräftet werden. Gerade aus zoologischer Sicht wurden vielfach Bedenken über Sinn und Unsinn des Einsatzes von Feuer zur Pflege in Heidegebieten angemeldet. Sterben nicht viele Tiere (Reptilien, Amphibien, Brutvögel, Hasen usw.) in den Flammen? Die Angst um den qualvollen Tod in den Flammen hat den Einsatz des Feuers aus naturschutzfachlicher Sicht lange Zeit verhindert. Lediglich auf Truppenübungsplätzen, in der heutigen Zeit der Industrialisierung der Landwirtschaft in weiten Teilen Europas die einzigen großen zusammenhängenden Flächen ohne intensive Nutzung, brannte es weiter. Zum einen kam es durch den Schießbetrieb auf den Plätzen immer wieder zu Zufallsbränden. Andererseits wurden gezielt Flächen abgebrannt, damit eventuell entstehende Zufallsbrände nicht zu groß und damit unkontrollierbar wurden. Dies alles geschah meist hinter verschlossenen Türen oder besser hinter den Zäunen der für die Öffentlichkeit abgesperrten Gebiete. Mit der Öffnung der Gebiete nach dem Rückzug des Militärs wurden nun vielfach Flächen öffentlich zugängig, die manchen Naturschützer staunen ließen. Denn gerade die Flächen, die regelmäßig brannten, stellten sich als solche mit der höchsten Artenvielfalt heraus. Ziegenmelker, Heidelerche, Neuntöter, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Arnika und viele andere bedrohte Arten fanden hier in großer Individuenzahl ihren Lebensraum.
Mit kaltem Feuer für die Natur
Was macht die abgebrannten Flächen für Tiere und Pflanzen so interessant? Entscheidend ist vor allem der Zeitpunkt und die Art des Brennens. Kontrolliertes Feuer wird in den Wintermonaten, nach Möglichkeit bei frostigem aber trockenem Wetter gelegt, wie es bei stabilen Ostwindwetterlagen herrscht. Viele gefährdete Vogelarten sind in den „Winterurlaub“ nach Süden gezogen, andere Tiere überwintern geschützt im Boden, ganzjährig aktive Tiere verlassen die Gefahrenzone. Die Flächen werden bewusst klein gehalten, um ein Verlassen der Brandfläche für die Tiere zu ermöglichen. Außerdem ist bei den gewählten Bedingungen eines Mitwindfeuers, man spricht hier auch von „kaltem Feuer“, in wenigen Zentimetern Tiefe des Bodens (hier überdauern viele Tiere den Winter) schon keinerlei Temperaturerhöhung mehr festzustellen. Anders sieht es bei einem Feuer aus, das man gegen den Wind brennen lässt. Hier werden auf der Fläche viel höhere Temperaturen erreicht und das vorhandene brennbare Material wird oft vollständig bis auf den Rohboden verbrannt („heißes Feuer“). Die Begriffe „kaltes Feuer“ und „heißes Feuer“ sind hier natürlich relativ zu verstehen.