Der Biber- Castor fiber : Biologie und Lebensweise


Biber in der Nordeifel (Foto H. Pützler)

Zum Namen
Der Biber, wissenschaftlich Castor fiber, trägt seinen Namen nicht zu unrecht. Castor leitet sich von lateinischen Verb „castrare“ ab, welches „schneiden“ bedeutet. Mit seinen Zähnen ist er tatsächlich in der Lage, die Nahrung sauber abzutrennen und zu „schneiden“. Das deutsche Wort Biber leitet sich vom keltischen bevere ab und heißt soviel wie „Braunes Tier“ (der Name „Bär“ hat übrigens die gleiche Wurzel).

Familienzugehörigkeit
Biber gehören zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Nach dem südamerikanischen Wasserschwein sind die Biber die zweitgrößten Nagetiere der Welt. Die Familie der Biber besteht heute nur aus zwei Arten, den Europäischen Biber (Castor fiber) und den Kanadischen Biber (Castor canadensis). Obwohl beide Arten äußerlich kaum zu unterscheiden sind, sind sie dennoch echte Arten, denn sie können sich nicht kreuzen, was u. a. an den unterschiedlichen Chromosomensätzen liegt (Kanadischer Biber: 40, Europäischer Biber: 48 Chromosomen). In der aktuellen Forschung wird diskutiert, ob es vom Europäischen Biber mehrere Unterarten gibt.

Biber mit Jungem ©Heinrich Pützler

Merkmale

Die massige Gestalt des Bibers lässt schon vermuten, dass er kein Leichtgewicht ist. Mit einer Körperlänge von einem Meter und einer Schwanzlänge von 35 cm bringt er bis zu 30 kg auf die Waage, das ist so schwer wie ein ausgewachsenes Reh. Allerdings sind die meisten Biber deutlich leichter, an der Eifelrur meist nur bis zu 24 kg schwer. Mit einer maximalen Lebenserwartung von etwas über 20 Jahren in freier Natur kann ein Biber relativ alt werden. Die mittlere Lebenserwartung beträgt jedoch nur gut acht Jahre.


Nagezahn eines Bibers mit Zuwachsstreifen ©Achim Schumacher

Die vier Nagezähne (Schneidezähne) wachsen ein Leben lang. Sie sind so konstruiert, dass sie sich durch den Gebrauch ständig nachschärfen. Durch Eiseneinlagerungen im Zahnschmelz sind die Schneidezähne auf der Außenseite gelb-orange gefärbt und besonders hart. Das müssen sie auch sein, denn mit seinen Schneidezähnen muss der Biber Bäume fällen und zerteilen können. Dies ermöglicht dem Biber ein Kaudruck von 120 Kg pro Quadratzentimeter, immerhin sechsmal mehr als beim Menschen. Nach den Schneidezähnen hat der Biber wie alle Nagetiere eine Lücke (das Diastema), der sich die Backenzähne anschließen. Mit den Backenzähnen kann er grobe Pflanzenfasern zermahlen.

Mit bis zu 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter ist sein Fell besonders dicht, schützt ihn vor Nässe und hält ihn warm. Zum Vergleich: Der Mensch hat nur gut 600 Haare/cm².


Biberschwanz ©Achim Schumacher

Das hervorstechenste Merkmal des Bibers ist der Schwanz, auch Kelle genannt. Im Wasser dient die Kelle als Ruder, an Land nutzen ihn die Biber, um sich im beim Nagen abstützen zu können. Wichtig für den Biber ist die Speicherfunktion des Schwanzes im Winter. Der Biber kann dort Fettzellen anlegen und von diesen in der kalten Jahreszeit zehren. Eine andere Funktion ist einem vielleicht schon einmal beim Spaziergang vom Biber gezeigt worden. Bei Gefahr platscht der Biber mit der Kelle auf die Wasseroberfläche und taucht ab. So warnt er auch Familienmitglieder vor einer möglichen Gefahr.


Nutria: runder Schwanz, helle Vibrissen ©Achim Schumacher

Verwechslungsmöglichkeiten
Der eigentlich unverwechselbare Biber wird häufiger mit einer anderen Art verwechselt als man denkt. Die Rede ist von der Nutria, auch Sumpfbiber genannt. Die aus Pelztierfarmen entkommenen ursprünglichen Südamerikaner fühlen sich in den heimischen Gewässern wohl und vermehren sich hier stellenweise stark. Die Gestalt ähnelt zwar einem halbwüchsigen Biber, doch hat die Nutria einen im Querschnitt runden, an den einer Ratte erinnernden Schwanz. Besonders bei schwimmenden Nutrias muss man genauer hinschauen, um sie nicht mit einem Biber zu verwechseln. Auffällig sind bei der Nutria auch die weißen Vibrissen (borstige Haare rund um die Nase). Oft kommen beide Arten im selben Gewässer vor. Kaum verwechseln kann man den Biber mit der Bisamratte; dieser ursprünglich aus Nordamerika stammende Nager ist wesentlich kleiner als Biber und Nutria und hat einen runden bis leicht seitlich abgeflachten Schwanz.

Biberwiese: vom Biber geschaffenes Landschaftstelement

Nahrung
Der Biber ist ein reiner Vegetarier, bei der Wahl seiner pflanzlichen Kost jedoch flexibel. So wurde bereits nachgewiesen, dass die Biber der Elbe bis zu 150 Kräuter und 63 Gehölzarten nutzen. Was letztendlich im Magen des Bibers landet, hängt von der Jahreszeit ab. Im Sommer frisst der Biber größtenteils krautige Pflanzen und  Wasserpflanzen, von denen er am liebsten die Rhizome (Wurzeln) verspeist. Da ein Biber mit gut 1000 Kalorien pro Tag eine Menge an Pflanzenmaterial zu sich nehmen muss, verbringt er einen Großteil seiner Aktivität mit Fressen. Wenn der Biber seine Baue in der Nähe von Äckern anlegt, frisst er auch Feldfrüchte wie Mais, Rüben oder Raps. Im Spätsommer bereichert er seinen Speiseplan durch Fallobst.

Besonders in Herbst und Winter, wenn saftig frisches Grün fehlt, fällt der Biber auch Bäume, von denen er dann Knospen und Rinde frisst.


EIne Uferburg - typische Biberwohnung im Hügelland

Verhalten
Der Biber ist ein Familientier. Er lebt in einer Gemeinschaft aus mehreren Generationen, in der eine Rangordnung herrscht. Die Familiengemeinschaft besteht meist aus 4 bis 6 Familienmitgliedern, wobei das Elternpaar monogam ist. Fremden Bibern im Revier wird grundsätzlich feindlich begegnet, der Eindringling aggressiv aus dem Revier vertrieben. Das Revier kann je nach Nahrungsangebot einen Gewässerabschnitt von 500 m bei optimalen Bedingungen bis 6 km Länge bei schlechtem Nahrungsangebot umfassen. Entlang der Rur sind die meisten Reviere ca. 1,5 km bis 2 km voneinander entfernt.

Zu sehen bekommt man den Biber allenfalls in der Dämmerung, da er am Tage in seinem Bau schläft. Wenn er dann bei Nacht aktiv wird, wird deutlich, dass der Biber ein ausgezeichneter Schwimmer ist, der bei Gefahr schnell abtaucht. An Land wirkt er eher behäbig.
Die Wohnung des Bibers kann sehr unterschiedlich sein. Wenn der Biber eine steile Uferböschung vorfindet, gräbt er dort einen Erdbau. Gelegentlich findet man in unserer Region so genannte Uferburgen. Dabei überdacht der Biber seinen im Erdreich liegenden Wohnkessel mit einer Schicht aus Ästen. Die wohl imposanteste Bauform der Biberbehausung ist die Burg. Diese steht frei im Wasser und ist aus Ästen und Erde kunstvoll gebaut. Der Biber baut dann eine Burg, wenn keine geeigneten Uferböschungen für einen Erdbau zur Verfügung stehen.


Jungbiber im Bau ©Gerhard Schwab

Fortpflanzung
Wenn andere Tiere noch fest in ihrem Winterschlaf stecken, beginnt für den Biber die Paarungszeit. Schon Ende Dezember finden erste Paarungen statt, gegen Mitte März ist die Paarungszeit vorbei. Eisfreie Gewässer im Winter wirken dabei stimulierend auf das Bibermännchen, welches dann das schwimmende Weibchen seitlich umklammert, sodass es zur Paarung kommt. Nach einer Tragzeit von etwa 105 Tagen bringt das Weibchen zwischen April und Juni meist ein bis vier Jungtiere zur Welt. Die Jungen kommen sehend und behaart zur Welt. Sie wiegen bei der Geburt ca. 600 g und sind um die 35 cm groß. Die Jungen werden in den ersten Lebenstagen ausschließlich mit der stark eiweiß- und fetthaltigen Milch der Bibermutter ernährt. Dadurch können sie in den acht Wochen, in denen sie gesäugt werden, schnell wachsen, wobei die jungen Biber schon ab der zweiten Lebenswoche an Pflanzen knabbern. Ab der dritten Lebenswoche fressen sie Kräuter und verschiedene Blätter, die ihnen dann schon als Hauptnahrung dienen. Erst mit vier bis fünf Wochen verlassen die Jungen erstmals den Bau und versuchen bereits zu tauchen, doch dafür sind sie noch zu leicht. Erst nach gut 60 Tagen können die kleinen Biber dann so gut tauchen wie ihre Eltern. An der Erziehung der Jungbiber ist die gesamte Familie beteiligt, also die Elterntiere und die älteren Geschwister. Besonders die Eltern-Kind-Beziehung ist in der Biberfamilie sehr stark ausgeprägt. Die Eltern lassen ihre Jungen in den ersten Lebensmonaten nicht aus den Augen und bringen sie sogar zurück in den Bau.


Unterscheidung Kanadischer- und Europäischer Biber anhand von Schädelmerkmalen

Schädel eines europäischen Bibers aus der Eifel ©Achim Schumacher

Heute gibt es weltweit zwei Biberarten, eine in der neuen und eine in der alten Welt. Durch illegale Freilassungen kommen in Europa beide Arten vor, der Nordamerikanische Biber Castor canadenis insbesondere in Finnland. Anhand genetischer Untersuchungen sind die beiden Arten, die sich nicht kreuzen, eindeutig unterscheidbar. Das geht jedoch auch anhand von Schädelmerkmalen. Die Merkmale sind fotographisch dokumentiert als pdf- Datei herunterladbar.