Die heimischen Amphibien lassen sich in Frosch- und Schwanzlurche einteilen. Zur ersten Gruppe gehören z. B. Erdkröte und Grasfrosch oder auch die viel seltenere Gelbbauchunke. Zu den Schwanzlurchen zählen die heimischen Molcharten (Berg-, Teich-, Faden- und Kammmolch) sowie der Feuersalamander. Weltweit sind Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe. Neben der Zerstörung ihrer Lebensräume, Umweltgiften und den Folgen des Klimawandels zählen gebietsfremde Krankheitserreger zu den wichtigsten Gefährdungsursachen für Amphibienarten.
Erstes Auftreten in Europa
So wurde seit 2008 in der Provinz Zuid-Limburg (Niederlande) und seit 2014 auch in den Belgischen Ardennen ein zunächst unerklärliches, massives Salamandersterben beobachtet. Die wenigen Vorkommen des Salamanders in den Niederlanden waren bereits nach wenigen Jahren nahezu erloschen. 2013 wurde ein bislang unbekannter Hautpilz als Ursache erkannt und wissenschaftlich als „Batrachochytrium salamandrivorans“ (kurz Bsal) beschrieben.
Dieser Hautpilz verursacht „Löcher“ und offene Geschwulste in der Haut und führt innerhalb von wenigen Tagen zum Tod. Offensichtlich wurde Bsal aus Ostasien eingeschleppt. Die dort lebenden Schwanzlurche sind gegen diesen Erreger resistent. Für die heimischen Molch- und Salamanderpopulationen und für in Terrarien gehaltene Schwanzlurche anderer Herkünfte stellt dieser Chytridpilz jedoch eine sehr ernstzunehmende Bedrohung dar.
Ausbreitung in der Region Eifel
Wegen der geringen Entfernung betroffener Salamandervorkommen in Belgien und den Niederlanden haben die Biologischen Stationen Düren und StädteRegion Aachen in Kooperation mit den Universitäten Braunschweig und Trier ab 2014 begonnen, das Pathogen in der Eifel aufzuspüren – leider mit Erfolg.
Dabei werden stichprobenartig Salamandervorkommen erfasst, sowie mit speziellen Wattestäbchen Hautabstriche von Salamandern genommen, um diese auf Bsal zu untersuchen. Bereits 2015 mussten wir im Vergleich zum Vorjahr alarmierende Bestandsrückgänge an einzelnen Bächen der Eifel feststellen. Außerdem fanden wir Bsal-positive Feuersalamander an verschiedenen Stellen in der Nordeifel. Seitdem breitet sich das Pathogen in der gesamten Eifel und inzwischen darüber hinaus im Ruhrgebiet und in Bayern rasch aus.
Die bisherigen Erkenntnisse lassen befürchten, dass Bsal ganze Feuersalamandervorkommen auszulöschen droht und so die Art ernsthaft gefährdet. Doch ist die Gefahr für die Artenvielfalt der Amphibien noch wesentlich größer. Denn experimentell konnte bei nahezu allen Schwanzlurcharten eine Bsal-Infektion mit tödlichem Ausgang ausgelöst werden. Somit sind neben dem Feuersalamander auch unsere in NRW heimischen Molcharten durch den neuen Erreger bedroht, darunter auch der Kammmolch, eine durch Anhang II der EU-Fauna-Flora-Habitatrichtlinie streng geschützte Art.
Wegen dieses erheblichen Bedrohungspotentials ist es dringend geboten, die Ausbreitung von Bsal zu bremsen. Wer sich in Lebensräumen von Amphibien (Feuchtgebiete und Waldbäche) aufhält, sollte dringend die seit Februar 2021 verpflichtenden Hygieneregeln des Landes NRW einhalten.
Wichtige Hygienemaßnahmen
Wer sich in Lebensräumen von Amphibien (Feuchtgebiete und Waldbäche) aufhält, sollte dringend die seit Februar 2021 verpflichtenden Hygieneregeln des Landes NRW einhalten. Diese finden Sie unter diesem Link.
Generell gilt:
Meldung kranker oder toter Feuersalamander/Molche
Sollte Ihnen eine Häufung äußerlich unversehrter kranker oder gar toter Feuersalamander oder Molche an einem Ort auffallen oder sollten Sie Salamander oder Molche mit auffälligen Hautveränderungen (s. hierzu das Faltblatt „Wie man eine Bsal-Infektion erkennt und behandelt“) finden, bitten wir Sie, uns dies schnellstmöglich zu melden.
Ansprechpersonen sind Lutz Dalbeck (lutz.dalbeck@biostation-dueren.de) und Dagmar
Ohlhoff (dagmar.ohlhoff@biostation-dueren.de).
Soweit es Ihnen möglich ist, können Sie uns unterstützen, indem Sie von toten Salamandern oder Molchen Fotos machen und zwar vom Tier mit Umgebung, dem ganzen Tier und von ggf. erkennbaren Hautveränderungen. Wenn möglich, sollten Sie die Tiere bergen, möglichst bei 2 - 4°C kühlen und schnellstmöglich an uns übergeben.
Wir bedanken uns für Ihre Meldungen und Ihre Mithilfe.
Weitere Informationen