Seit Jahrtausenden ist die Zülpich-Jülicher Börde dank ihrer fruchtbaren Böden und des günstigen Klimas eine von Menschen geprägte Agrarlandschaft. Die lange ackerbauliche Nutzung hat dazu geführt, dass die Börde reich an charakteristischen, landschaftsprägenden Tieren und Pflanzen ist. So hat der Gesang der Lerche Eingang in die Weltliteratur gefunden und die Farbenpracht blühender Kornblumen oder des Klatschmohns ist einzigartig.
Seit den 1970er Jahren wirkt sich jedoch die zunehmende Technisierung der Landwirtschaft immer stärker auf die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft aus – und zwar europaweit. Inzwischen ist für zahllose Arten ein kritischer Punkt erreicht, der sehr besorgniserregend ist. Besonders bei vielen Ackervogelarten ist die Situation inzwischen existenzbedrohend. Ein Beispiel dafür ist die Grauammer.
Die Grauammer ist ein eher unscheinbarer aber sehr typischer Vertreter der Feldvögel. Je offener das Land, desto wohler fühlt sich die Grauammer, die am liebsten inmitten von Feldern brütet und in den Feldern auch ihre Nahrung sucht. Einzelne Büsche, Baumreihen aber auch Stromleitungen oder einfach eine große Distel im Feld nutzen die Männchen, um von dort aus ihr an das Klirren eines Schlüsselbunds erinnerndes, sehr markantes „Lied“ vorzutragen.
Einst überall in NRW weit verbreitet gab es in den 1990er Jahren noch zwei Verbreitungsschwerpunkte: Die Zülpich-Jülicher und die Soester Börde, also die fruchtbarsten Landschaften des Landes. Inzwischen gibt es lediglich in der Zülpich-Jülicher Börde Grauammern, insgesamt ca. 150 bis 200 Paare: Tendenz weiter abnehmend.
Um dem drohenden Aussterben dieses für den Lebensraum Ackerlandschaft typischen Vogels etwas entgegenzusetzen, hat die Biologische Station im Kooperationsnetzwerk Umwelt des LVR ein Projekt gestartet.
Die Zielsetzung
Das Ziel des dreijährigen Projektes ist, Wege zu finden, wie die Grauammer in der modernen Agrarlandschaft erhalten werden kann. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse können dann in den Schutz der Feldvögel in weiteren Bördelandschaften einfließen und somit nachhaltig das Überleben der Feldvögel in der Ackerlandschaft stützen.
Das Vorgehen
Zunächst soll in einem ca. 115 km² großen Gebiet im Raum Vettweiß / Lechenich / Zülpich nach den aktuellen Grauammervorkommen gesucht werden, um anschließend zu erforschen, welche Strukturen die Grauammer benötigt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Äckern, die bereits jetzt im Rahmen von Schutzmaßnahmen extensiv genutzt werden, um zu sehen, ob auch die Grauammer davon profitiert.
In den Folgejahren werden dann gezielte Maßnahmen in den Ackerflächen umgesetzt und evaluiert, welche der Grauammer besonders helfen. Alle Maßnahmen geschehen in Kooperation mit den Landwirten vor Ort auf freiwilliger Basis.
Zum Weiterlesen
Situation der Grauammer in der Zülpich-Jülicher Börde:
Schieweling, A., Janssen, J., Friedrichs, K. & L. Dalbeck (2014): Hat die Grauammer Emberiza calandra in der Rheinischen Börde noch eine Chance? – Charadrius 50: 75-79. pdf-Version des Artikels