LIFE+ Projekt Rur & Kall - Leben im Fluss

Ziele:
Das Projektgebiet umfasst die NATURA 2000-Gebiete „Kalltal und Nebentäler“ (DE-5303-302) und Ruraue von Heimbach bis Obermaubach (DE-5304-301). Das Projektgebiet ist bedeutender Teil des größten Flussgebietes der nördlichen Eifel (Eifelrur) und liegt zwischen den großen Stauseen der Rureifel oberhalb von Heimbach und dem Staubecken in Kreuzau-Obermaubach. Im Ort Zerkall mündet die Kall von Westen kommend in die Rur. Die beiden in den Kreisen Düren und Aachen, Nordrhein-Westfalen, gelegenen NATURA 2000-Gebiete haben eine Gesamtfläche von 883 ha. Der überwiegende Teil der Flächen entfällt auf Fließgewässer und Auestandorte.

In unmittelbarer räumlicher Nähe zu den Projektgebieten befinden sich zwei weitere NATURA 2000-Gebiete: das Rurtal von Obermaubach bis Linnich (DE-5104-302) und das große Teile der Fels durchsetzten Hänge des Rurtales abdeckende FFH und Vogelschutzgebiet Buntsandsteinfelsen im Rurtal (DE-5304-302). auf die die geplanten Maßnahmen positiv ausstrahlen.

Hinsichtlich der Schutzziele gibt es in den beiden NATURA 2000-Gebieten Kalltal und Ruraue erhebliche Defizite, deren Minimierung Ziel des Projektes ist. Über lebensraumverbessernde Maßnahmen sollen sowohl die Auelebensräume und zwar Auegewässer, Wälder und Offenlandstandorte als auch die Fließgewässer (im NATURA 2000-Gebiet „Kalltal und Nebentäler“) qualitativ aufgewertet und der Flächenanteil von FFH-Lebensraumtypen deutlich vergrößert und optimiert werden. Im Fokus stehen vorwiegend Fließgewässer mit Unterwasservegetation (3260).

Die Ziele des Vorhabens im Einzelnen: – Verbesserung der linearen, ökologischen Durchgängigkeit und der natürlichen Dynamik der Fließgewässer insbesondere im Hinblick auf die Bemühungen zum Schutz der Wanderfische im grenzübergreifenden Gewässerverbund an der Maas. – Verringerung der Beeinträchtigung des Kieslückensystems durch Reduzierung der Sedimenteinträge und hierdurch Optimierung der Fischlaichgründe und Erhöhung der Artenvielfalt. – Entwicklung, Erweiterung und Optimierung natürlicher Wald- und Offenlandlebensräume der Auen, wie auetypische Laubwälder, Moorwälder, artenreiche Mähwiesen und feuchte Hochstaudenfluren (LRT 91E0*, 91D0*, 9110, 9130, 6510, 6530). – Aufwertung des Lebensraumes des Blauschillernden Feuerfalters (1067), der als hochanspruchsvolle Art brachgefallener Nasswiesen eine hervorragende Kennart für die entsprechenden Lebensraumtypen darstellt. – Verbesserung der Lebensbedingungen und des Erhaltungszustandes schutzwürdiger Tierarten, besonders von Arten der Vogelschutz- und FFH-Richtlinie, in den beplanten NATURA 2000-Gebieten (u.a. Fledermäuse, Lachs, Schwarzstorch).

Die Ziele, bezogen auf die Lebensräume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse:
In den Projektgebieten werden großflächig Fließgewässerlebensräume im Mittelgebirge einschließlich der damit assoziierten Auegewässer; Auewälder und weiterer Auestandorte geschützt. Die dort vorkommenden FFH-Lebensraumtypen bieten zahlreichen, besonders gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, wie Blauschillerndem Feuerfalter (Lycaena helle), Bachneunauge, Lachs, Koppe, insgesamt 11 Fledermausarten, Biber, Wildkatze, Schwarzstorch, Eisvogel, Mittelspecht einen Lebensraum. Das geplante Projekt hat erhebliche positive Auswirkungen auf weitere benachbarte NATURA 2000-Gebiete.

Eingesetzte Maßnahmen und Mittel:
Zur Optimierung der Fließgewässer- und Auestandorte in den Projektgebieten sind folgende Maßnahmen geplant: Mindestens 42 Einzelmaßnahmen an Fließgewässern, und mehr als 17 Maßnahmen in Waldlebensräumen und Offenlandstandorten.

Im Einzelnen sollen folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

1. Ausarbeitung von Gutachten und Planungsunterlagen für das Genehmigungsverfahren und die Umsetzung der Bau- und Naturschutzmaßnahmen.

2. Grunderwerb
Es sollen 5,5 Hektar Land zur Umsetzung und dauerhaften Sicherung der Maßnahmen und Ziele des Projektes erworben werden.

3. Naturschutzmaßnahmen – Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an 10 Querbauwerken, 17 Gewässerverbauungen und Verrohrungen und wo notwendig Ersatz durch Brückenbauwerke (Sicherung der vorhandenen Wegerechte), – 17 erosionshemmende Maßnahmen sollen umgesetzt werden, darunter der Bau von 2 Sedimentationsbecken und die Versteifung von 7 Furten, – Entfernung standortfremder Gehölze aus den Bachauen- und angrenzenden Waldbereichen, – Umwandlung von Nadelholzbeständen in naturnahe Moorwald- und Auenwälder sowie Offenlandlebensräume.

4. Öffentlichkeitsarbeit
Zur Verbreitung der Projektinhalte und Bekanntmachung des Projektes und seiner Ziele sind folgende Maßnahmen vorgesehen: – Infoveranstaltungen, Fachworkshops, Website, Life+-Faltblatt, regionale Faltblätter, Infotafeln im Gelände.

5. Monitoringprogramm
Zur Evaluierung des Projektes werden u.a. die Zielarten/-gruppen Fische, Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle), Makrozoobenthon, sowie die Vegetation in einem mehrjährigen Monitoring erfasst. Weiterhin werden Sedimentuntersuchungen in den Fließgewässern durchgeführt.

Erwartete Ergebnisse (soweit möglich quantifiziert)
Die Hauptziele des geplanten Projekts liegen in der Optimierung der Durchgängigkeit der Fließgewässer mit dem Lebensraumtyp „Fließgewässer mit Unterwasservegetation“ (3260) für wandernde Wassergebundene Arten, der Wald-Lebensraumtypen „Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder“ (91E0*), Moorwälder (91D0*), von Nasswiesen mit Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters (1067).

Durch die Maßnahmen werden geschützte Lebensraumtypen und Arten mittel- und langfristig wieder einwandern können bzw. in größerer Dichte vorkommen, deren Erhaltungszustände verbessert und ihr Erhalt somit möglich gemacht bzw. gesichert.

Neben ca. 35 km Fließgewässer werden ca. 13 ha natürliche Wald- und Offenlandlebensräume optimiert und damit die Situation für die o.g. NATURA 2000-Arten und Lebensräume verbessert und in einen günstigen Erhaltungszustand überführt. Maßnahmen des Projektes führen zu einer Stabilisierung und Vergrößerung des Vorkommens des Blauschillernden Feuerfalters Lycaene helle (1067). Nach Abschluss der Maßnahmen sind Fichten und andere standortferne Nadelgehölze in den Auen, Quell- und potentiellen Moorwaldbereichen auf einer Fläche von 8,1 ha entfernt und die Entwicklung zu natürlichen, artenreichen Biotopen, die zum größten Teil Wald-Lebensräume nach Anhang I der FFH-Richtlinie darstellen, eingeleitet.
Dadurch wird die Grundlage für die Entwicklung und langfristige Sicherung natürlicher Lebensräume mit den entsprechenden Lebensgemeinschaften geschaffen. Die ausgewählten NATURA 2000-Gebiete einschließlich der angrenzenden NATURA 2000-Gebiete und die gesamte Region der Nordeifel und das Maas-Gewässersystem werden eine ökologische Aufwertung erfahren.
Begleitende wissenschaftliche Untersuchungen im Rahmen eines Monitorings werden wichtige Hinweise zur Effektivität der Einzelmaßnahmen und des Gesamtkonzepts liefern.

Weitere Informationen unter www.rurundkall.de